16. Juni 2021
Kritik an der digitalen Patientenakte
Schwalm-Eder – Zahlreiche niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten, Bündnisse und Initiativen setzen sich für den Datenschutz und die Schweigepflicht ein: Sie lehnen vehement ein Gutachten ab, das für alle gesetzlich Versicherten eine elektronische Patientenakte (ePA) ab Geburt vorsieht. Das fordert der „Sachverständigenrat Gesundheit zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen“ (SVR).
Die Initiativen protestieren aus berufsethischen und Datenschutzgründen dagegen. Viele Ärzte und Psychotherapeuten kämpfen bereits seit Langem dafür, sich nicht an nicht an die Telematik-Infrastruktur (TI) anschließen zu lassen, einer speziellen Datenverarbeitung zur Informatisierung der Gesellschaft anschließen lassen.
Die Datenschutzbündnisse rufen für Mittwoch, 16. Juni, ab 18.30 Uhr zu einem Twitter-Sturm unter #PatientendatenInGefahr auf. Damit wollen sie aufs Problem aufmerksam machen, dass künftig jeder Bürger von Geburt an zur Führung einer elektronischen Patientenakte (ePA) verpflichtet wird – solange er nicht selbst ausdrücklich widerspricht. Mit dieser Art „erschlichener Zustimmung“ könnten die Patientendaten für ambulante Praxen, Kliniken, Apotheken bereitstehen und ungehinderter Forschung und Gesundheitswirtschaft zugänglich gemacht werden, teilt Psychotherapeutin Hildegard Huschka aus Borken mit: „Damit ist die Schweigepflicht in Gefahr.“
Zentral digital gespeicherte Gesundheitsdaten erhöhten das Risiko von Hackerangriffen, wie die auf das irische Gesundheitssystem im Mai zeige. Patienten müssten mitentscheiden und nachvollziehen können, wer ihre Daten nutze. Die zentrale Datenspeicherung aber macht das unmöglich, heißt es im Schreiben der Datenschutzbündnisse. Sie fordern den Ausbau einer dezentralen digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen. bra
Quellenangabe: Fritzlar-Homberger Allgemeine vom 16.06.2021, Seite 3