15. Dezember 2021
Politik macht Ärzten und Psychotherapeuten Beruf madig
Siegener Zeitung: Note der Hausärzte: Die Schönheit unserer Siegerländer- Wittgensteiner Heimat bedingt sicher nicht den Untergang der primärversorgenden Hausarztmedizin. Stattdessen führt die bundesweite, jahrzehntelange gesellschaftspolitische Diskriminierung der Allgemeinmedizin als Medizin zweiter Klasse, die Überbordung der Hausärzte mit Bürokratie und Reglementierungen dazu –
auch die unzureichende Entlohnung. Die GKV-Honorarerhöhung ab 1. Januar 2021 um 1,25 Prozent für Niedergelassene spricht ebenso Bände wie die Tatsache, dass die vorige Bundesregierung es über die gesamte Regierungszeit nicht geschafft hat, die letzte Gebührenordnung für Ärzte von 1983 zu überarbeiten. Die kumulierte Inflationsrate seit der Fassung von 1983 liegt bei ca. 70 Prozent und ist damit fünfmal höher als die letzte Honoraranhebung, schreibt die Arztezeitung. Ich persönlich habe in meinem Arbeitsleben seit 1988 noch nie einen In flationsausgleich, geschweige denn eine Reallohn-Erhöhung bekommen. An dieser Stelle meinen Respekt und Gruß an Verdi, GDL, IG Metall und alle anderen erfolgreichen Tarifverhandler. Stattdessen werde ich im laufenden Jahr wieder zu einem hohen fünfstelligen Investitionsvertrag in IT-Infrastruktur gezwungen, von dem meine Praxis überhaupt keinen Vorteil hat. Auch die seit Jahrzehnten bestehenden unsäglichen Angste, mit dem gesamten Privatvermögen für mögliche Regresse der KV und Krankenkassen haften zu müssen, ersticken bei jedem ärztlichen Neueinsteiger die Lust, diesen eigentlich so schönen Beruf zu ergreifen. Und der einseitige Glaube an die Digitalisierung als Lösung des Problems ist ebenso absurd wie die Ansicht, auf Hausärztinnen und Hausärzte als Lotsen in einem immer komplexeren Gesundheitssystem verzichten zu können.
Dr. Christoph Henrich, Eisern