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Verband warnt vor Männermangel in der Psychologie

Besonders dramatisch schätzt Krämer die Entwicklung in der Psychotherapie ein. Während immer mehr Männer Hilfe suchten, sinke gleichzeitig die Zahl der männlichen Psychotherapeuten drastisch. Laut Bundes­psycho­therapeuten­kammer (BPtK) sind bereits 71 Prozent der Mitglieder Frauen. Bei den Mitgliedern unter 35 sind es bereits 91 Prozent.
Der ganze Artikel auf www.aerzteblatt.de

Dazu eine interessante Analyse von Prof. Dr. Eva Jaeggi
dort u.a.: Auszug, S. 14
1.3 Professionsspezifische Argumente: das ist eines Mannes nicht würdig. Eine andere Erklärung weist in institutionelle Richtung. Das Einkommen von Psychotherapeuten bewegt sich nicht in Höhen, die ein großes und luxuriöses Leben versprechen. Besonders deutlich wird dies in den ärztlichen Fachgruppen: Psychotherapeuten rangieren (zusammen mit den Hausärzten) auf der unteren Einkommensskala, was vermutlich auch ihr Prestige berührt. (Anekdote: ein ärztlicher Psychoanalytiker erzählte vom Erstaunen eines Studienkollegen, dass er Psychoanalytiker geworden sei: „Aber Du warst doch soo gut im Studium“).

Ein weiteres Kennzeichen des Berufes ist die relativ geringe Möglichkeit zum Aufstieg. Aufstieg im Beruf scheint eher für Männer als für Frauen identitätsstiftend und den Selbstwert steigernd zu sein. Das aber gibt der Beruf des Psychotherapeuten nicht her: man hat wenig Aufstiegschancen (höchste Ehre Lehrtherapeut/Supervisor zu sein – in den Augen „ernsthafter“ Alpha-Tiere ist das lächerlich), Professorenstellen für Psychotherapeuten gibt es selten; es ist also kein Feld für das Konkurrenzstreben da.

veröffentlicht: Jaeggi, Eva (2014). „Weil Frauen ja so emotional sind …“: die Feminisierung eines Berufes – Psychotherapeutin. Psychotherapie-Wissenschaft, 4, 87–95