Für psychisch Kranke fehlen Therapieplätze
- Seit 2017 hat jeder Patient das Recht auf eine Akutsprechstunde beim Therapeuten. Das hilft Menschen, die unter einer schweren psychischen Krankheit leiden.
- 40 Prozent aller Patienten bekommen nach einer solchen Sitzung keinen Therapieplatz. Jeder dritte Patient wartet ein halbes oder ein Dreivierteljahr auf den Beginn einer tatsächlichen Therapie.
- Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will veranlassen, dass künftig ausgewählte Ärzte und Therapeuten Patienten untersuchen, noch bevor sie eine Praxis besuchen.
- Psychotherapeuten protestieren gegen eine solche Instanz, die über die Schwere der Krankheit entscheiden soll. Sie würde Patienten eher abschrecken.
(…)
Damit Menschen mit schweren Erkrankungen schneller behandelt werden, will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nun veranlassen, dass künftig ausgewählte Ärzte und Therapeuten Patienten untersuchen, noch bevor sie eine Praxis besuchen. Es wäre eine Art Vorauswahl: Je schwerer das Problem, desto schneller gibt es einen Termin. Doch Psychotherapeuten protestieren gegen eine solche Instanz, die über die Schwere der Krankheit entscheiden soll. Sie würde Patienten eher abschrecken. Auch der Bundesrat und der Sachverständigenrat für Gesundheit lehnen so eine zusätzliche Hürde ab. Eine Petition gegen den Passus hat bereits mehr als 125 000Unterzeichner. Stattdessen wünscht sich die Therapeutenkammer zusätzliche psychologische Praxen auf dem Land. Hier sollte es keine Grenze mehr geben, fordert Munz.
In Eberswalde beendet Therapeut Matthias Bachmann sein Wartezimmergespräch nach fünf Minuten. Er schickt die Frau wieder fort, wieder einmal mit schlechtem Gewissen. Aber seine Praxis ist voll.
zum Artikel auf Süddeutsche.de